Stundenweise Seniorenbetreuung zu Hause gesucht?
Nicht alle Senioren benötigen eine Pflegekraft, die rund um die Uhr zur Verfügung steht. Manchmal reicht es schon, wenn ein Pflegehelfer oder eine Pflegehelferin für ein paar Stunden pro Tag bei den normalen Herausforderungen des Alltags hilft: Essen kochen, Haushalt machen, der Gang zum Arzt oder einfach nur gemeinsam eine schöne Zeit verbringen. Die stundenweise Seniorenbetreuung kann pflegende Angehörige entlasten und die Lebensqualität der Senioren verbessern. Und diese Unterstützung wird sogar staatlich gefördert. Aber was ist überhaupt eine stundenweise Betreuung, was unterscheidet sie von anderen Pflegeleistungen und mit welchen Kosten ist zu rechnen? Diese und viele weitere Fragen möchten wir für Sie beleuchten und Ihnen so helfen herauszufinden, ob eine solche Betreuung in Ihrer Situation in Frage kommt.
Die Pflegebedürftigkeit von Senioren kann wortwörtlich von Heute auf Morgen entstehen. Ein Schlaganfall oder Sturz können Auslöser für akuten und umfangreichen Pflegebedarf sein. In den meisten Fällen ist es aber anfangs gar nicht nötig, dem Angehörigen eine 24-Stunden-Pflegekraft zur Seite zu stellen. Oft reichen kleine Hilfestellung schon aus, um die täglichen Herausforderungen des Lebens zu meistern. Im Gegensatz zur Kurzzeitpflege oder 24-Stunden-Betreuung, beschränkt sich diese Form der Fürsorge auf einige Stunden in der Woche oder am Tag. So genannte Alltagsbegleiter besuchen Ihre Angehörigen regelmäßig, helfen im Haushalt, erledigen den Einkauf und leisten ihnen Gesellschaft. Im Alter wird schließlich nicht nur die Arbeit im Haus schwieriger. Auch die Freizeitgestaltung ist oft stark eingeschränkt – zum Beispiel aufgrund dessen, dass Familienangehörige und Freunde weit weg wohnen oder selbst nicht mehr mobil genug sind, um andere zu besuchen. Ein Seniorenbetreuer kann diese Lücke füllen, ein wertvoller Gesprächspartner sein, mit der pflegebedürftigen Person spazieren gehen oder Karten spielen.
Diese Alltagsbegleiter sind speziell ausgebildete Pflegekräfte, die es in dieser Form seit 2008 gibt. Sie haben eine Qualifizierungsmaßnahme absolviert und werden oft eingesetzt, um insbesondere Demenzkranke zu beschäftigen und zu begleiten. Diese Sonderqualifikation nach Paragraph 43b Sozialgesetzbuch XI (vormals § 87b) spezialisiert Pflegerinnen und Pfleger darauf, Senioren im Alltag zu unterstützen. Absolventen lernen bei der umfangreichen Ausbildung viel über die typischen Erkrankungen im Alter, über Pflege und Pflegedokumentation sowie Hauswirtschaft und Ernährungswissenschaften. Vor allem werden Sie aber sensibilisiert für zwischenmenschliche Herausforderungen, die sie bei der Pflege von Senioren erwarten. Sie sind daher besonders einfühlsam und schaffen es auch bei Demenzerkrankungen einen guten Draht zu den Klienten zu entwickeln. Was neben der generellen Pflege und Hilfe noch zum Betreuungsangebot gehört, richtet sich nach den Erwartungen, Wünschen, Fähigkeiten und Befindlichkeiten der zu betreuenden Person. Zu den Leistungen eines Alltagsbegleiters zählen unter anderem folgende Aufgaben:
- Unterstützung bei täglichen Aufgaben im Haushalt (zum Beispiel kochen, putzen, waschen, bügeln...)
- Freizeitgestaltung und Gesellschaft leisten (Gespräche über „Gott und die Welt“, Karten spielen, Rätsel lösen, Handarbeiten, Spaziergänge, Fotos ansehen und vieles mehr)
- Hilfe beim Einkauf oder anderen Erledigungen
- Begleitung bei Besuchen von Freunden und Verwandten oder bei Arztterminen
- Betreuung bei geistigen und/oder körperlichen Einschränkungen (zum Beispiel bei Demenz oder nach einem Schlaganfall, Herzinfarkt oder sonstigen Erkrankungen)
- Unterstützung bei der Grundpflege und Körperhygiene
- Nachtwache in Bereitschaft oder vor Ort
In der Pflegebranche gelten seit Januar 2017 Mindestlöhne von 10,20 Euro in Westdeutschland sowie 9,50 Euro in den neuen Bundesländern. Allerdings können die Anbieter von Pflegedienstleistungen die Preise nicht in dieser Form an Sie als Kunden weitergeben. In den meisten Fällen wird diese wichtige Arbeit glücklicherweise über der Mindestlohngrenze vergütet, außerdem fallen diverse andere Kosten an, die bei der Kalkulation mit in Betracht gezogen werden müssen. Die meisten Anbieter werden Pauschalpreise aufrufen, die im Bereich zwischen 15 und 30 Euro pro Stunde liegen. In manchen Fällen werden Ihnen zusätzlich noch die Fahrtkosten berechnet. Sie sollten sich von möglichst vielen Dienstleistern in Ihrer Region ein Angebot machen lassen und diese gut miteinander vergleichen. Zwar ist der Preis ein wichtiger Faktor, aber zuletzt entscheidet die Chemie zwischen dem Betreuer und Ihrem Angehörigen darüber, welcher der richtige Anbieter ist. Schließen Sie deshalb nicht mit dem erstbesten Unternehmen langfristige Verträge ab, bevor Sie sich einen persönlichen Eindruck verschafft haben.
Je nach Höhe des Pflegegrades haben Sie einen Anspruch auf Geld für zusätzliche Betreuungsleistungen. Um den Bedarf zu ermitteln, prüft ein Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung, ob ein erhöhtes Maß an Betreuung in dem jeweiligen Fall nötig ist. Hier werden viele Kriterien in Betracht gezogen: Kann die zu pflegende Person Bedürfnisse artikulieren? Kann sie selbstständig essen, trinken und hat die Fähigkeit zur selbstständigen Körperpflege? In welchem Maß ist die kognitive und bewegungsmotorische Leistungsfähigkeit eingeschränkt? Diese und weitere Aspekte entscheiden darüber, ob ein Anspruch auf zusätzliche Betreuungsleistungen besteht. So können Pflegebedürftige ab dem ersten Pflegegrad seit Beginn des Jahres 2017 monatlich 125,- Euro für Betreuungs- und Entlastungsleistungen bekommen. Wie die Abstufungen gestaffelt sind und wie das neue Verfahren zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit abläuft, haben wir auf dieser Seite über die Pflegegrade für Sie zusammengefasst.
Die stundenweise Betreuung wird von den üblichen Pflege- und Betreuungsdienstleistern angeboten. Ambulante Pflegedienste sind zwar auf die Grundpflege spezialisiert, bieten aber oft auch Tagespflege oder eben die stundenweise Betreuung an. Ambulante Betreuungsdienste hingegen sind hauptsächlich im Feld der ambulanten Seniorenbetreuung tätig. Sie können Ihnen einen Alltagsbegleiter vermitteln, der zu Ihren Anforderungen und Wünschen passt. Als Alternative zu den herkömmlichen Pflege- und Betreuungsdiensten gibt es noch selbstständige Seniorenbetreuer. Oftmals handelt es sich dabei um ehemalige Mitarbeiter eines größeren Dienstleisters, die sich nach vielen Jahren in Anstellung dazu entschlossen haben, sich selbstständig zu machen. Manchmal sind es aber auch ehemals ehrenamtliche Betreuer, die in dieser Aufgabe Ihre Berufung gefunden haben und deshalb als Quereinsteiger zu diesem Beruf gekommen sind. In jedem Fall sollten Sie darauf achten, ob das jeweilige Betreuungspersonal die Sonderqualifikation nach Paragraph 43b SGB XI mitbringt. So können Sie sichergehen, dass die Betreuungskraft den gängigen Qualitätsstandards entspricht und Ihrem Angehörigen die bestmögliche Pflege zukommen lassen kann.
Im Prinzip kann eine stundenweise Seniorenbetreuung nicht negativ sein – höchstens unzureichend. Deswegen sollten Sie Spezialisten zu Rate ziehen, die Ihnen dabei helfen, den Bedarf Ihres Angehörigen korrekt einzuschätzen. Außerdem ist es natürlich von der Lebenssituation der zu betreuenden Person abhängig. Wenn beispielsweise alle Freunde und Verwandten nicht in der Umgebung wohnen und deshalb auch selten oder nie zu Besuch kommen, wäre es ratsam, eher über eine Tagespflege oder eine 24 Stunden Pflege durch bspw. polnische Pflegekräfte nachzudenken. Dort gibt es ein umfangreiches Betreuungsangebot, in dem die Senioren in Gruppen integriert werden und so mehr Sozialkontakte haben, als bei einer stundenweisen Seniorenbetreuung bei ihnen zu Hause. Für regelmäßige Besuche von Alltagsbegleitern spricht das enge persönliche Verhältnis und die Möglichkeit, auf individuelle Bedürfnisse eingehen zu können. Die Betreuer kümmern sich um jeweils nur eine Person und können ihr so ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen lassen. Wenn die Chemie zwischen beiden stimmt, kann innerhalb von recht kurzer Zeit ein persönliches Verhältnis aufgebaut werden, was positive und aktivierende Auswirkungen auf die Betreuten haben kann. Nicht zuletzt kann ein Alltagsbegleiter auch Sie selbst entlasten. Wenn Sie einen Angehörigen pflegen, kann die stundenweise Seniorenbetreuung täglich eine ausgedehnte Auszeit bedeuten, die Sie ganz nach Ihren Vorstellungen und ohne Verpflichtungen oder ständige Bereitschaft gestalten können. Im Folgenden Pro & Contra einer stundenweisen Seniorenbetreuung im Überblick:
- Individuelle Betreuung
- Flexibel anpassbar
- Persönliches Verhältnis zum Betreuer
- Positive Auswirkungen auf Gemütszustand und Aktivität der Senioren
- Großes Angebot → Verhältnismäßig niedrige Kosten
- Entlastung für pflegende Angehörige
- Ein paar Stunden täglich/wöchentlich sind möglicherweise nicht ausreichend
- Keine Integration in eine Gruppe
Die stundenweise Seniorenbetreuung kann eine große Hilfe, Entlastung und Bereicherung im Alltag von Senioren und ihren Angehörigen sein. Sie können bei einfachen Arbeiten und Aktivitäten zur Seite stehen, aber auch eine wichtige Bezugsperson für die zu betreuenden Senioren werden. Besonders bei Senioren, die in einen niedrigen Pflegegrad eingestuft worden sind, kann das Engagement eines Alltagsbegleiters sinnvoll sein. Sie übernehmen einfache Pflegetätigkeiten, assistieren bei Arbeiten im Haushalt und leisten Gesellschaft. Bei einer schweren Beeinträchtigung der Selbstständigkeit (Pflegegrad 3 und höher) reicht die stundenweise Betreuung alleine nicht aus. Hier kann sie höchstens als Ergänzung eingesetzt werden, wenn die betroffene Person weiterhin zu Hause gepflegt werden soll.