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Zwangsstörungen – Ursachen, Therapie, Tipps und Hilfen

Definition

Zwangserkrankungen oder Zwangsstörungen (englisch: obsessive-compulsive disorder bzw. OCD) gehören zur Gruppe der psychischen Störungen. Die erkrankten Personen haben einen inneren Drang oder Zwang, spezielle Dinge zu tun oder zu denken. Die Betroffenen erleben den Drang selbst als sinnlos und übertrieben, können sich aber in den meisten Fällen nicht dagegen wehren, wenn sie es auch sehr stark versuchen. Die Zwangsstörung belastet und beeinträchtigt den Alltag des Betroffenen enorm. Früher war die Zwangsstörung unter den Begriffen Zwangsneurose und anankastische Neurose geläufig. Die Zwangsstörung ist von der zwanghaften Persönlichkeitsstörung sowie von Zwangssymptomen im Rahmen anderer psychischer oder neurologischer Erkrankungen zu unterscheiden.

Formen und Symptome

Jegliche Merkmale der Zwangsstörungen drängen sich innerlich auf, lassen sich nicht verleugnen und werden von den Erkrankten als absolut sinnlos empfunden. Die innere Angst wird beinahe unerträglich bei dem Versuch, sich dem Zwang zu widersetzen. Die Zwangsgedanken und Zwangshandlungen kommen in den meisten Fällen monoton immer auf die gleiche Weise zum Vorschein. Es gibt unterschiedliche Formen von Zwängen:

  • Der Kontrollzwang zwingt die Erkrankten, durch ständiges Kontrollieren Fehler zu vermeiden. Typischerweise werden immer dieselben Handlungen kontrolliert. Beispiele für den Kontrollzwang sind das Abschließen von Türen und Überprüfen von Elektrogeräten.
  • Der Waschzwang: Dieser Zwang gehört zu den typischen Zwangshandlungen. Die Erkrankten waschen sich im schlimmsten Fall bis zu mehreren hundert Malen täglich die Hände. Hierbei herrscht ein genauer Ablaufplan, eine Händereinigung überdauert oft mehrere Minuten. Schwere Hauterkrankungen können die Folge sein.
  • Beim sogenannten Wiederholungszwang werden Wörter, Handlungen, Sätze oder Zahlen in ganz bestimmten Abfolgen wiederholt. Häufig müssen diese Anzeichen in einer bestimmten Anzahl wiederholt werden. Bei Nichtgelingen gehen die Erkrankten von negativen Konsequenzen aus. Einen logischen Zusammenhang zwischen diesen Zwangswiederholungen und den Konsequenzen gibt es im Normalfall nicht.
  • Der Ordnungszwang: Hier werden Gegenstände oder auch Handlungsabläufe in ein starres Schema eingeordnet. Gegenstände müssen millimetergenau ausgerichtet werden, Handlungen dürfen nur zu ganz bestimmten Uhrzeiten und sekundengenau ausgeübt werden.
  • Ebenfalls kann das Messie-Syndrom zu den Zwangsstörungen gezählt werden. Aus der Angst entstanden, ein Gegenstand könnte noch benötigt werden, wird nichts mehr entsorgt. Auf diese Art und Weise werden sehr viele Besitztümer angehäuft; zum Leben bleibt in vielen Fällen nicht mehr viel Platz.
  • Zwangsbefürchtungen, Zwangsimpulse und Grübelzwang: Die Gedanken von Erkrankten mit Zwangsbefürchtungen und Zwangsimpulsen kreisen meist um sehr unrealistische Katastrophenszenarien. Die Betroffenen tun Dinge, die ihnen eigentlich zuwider sind. So herrscht häufig die Angst vor, sich oder anderen etwas anzutun. Beim Grübelzwang durchdenkt der Betroffene wieder und wieder bestimmte Begebenheiten. So tritt zum Beispiel immer wieder der Gedanke in den Vordergrund, ob man den Herd ausgeschaltet hat. Gegensätzlich zum Kontrollzwang erfolgt aber keine Kontrolle, ob der Herd wirklich aus ist. Häufig treten Zwangsgedanken und Zwangshandlungen zeitgleich auf.

Die Zwangserkrankungen tauchen das erste Mal häufig bereits in der Kindheit oder im jungen Erwachsenenalter auf. Die Erkrankten sind durch diese Zwangssymptome stark eingeschränkt, sodass es im Verlauf häufig zu Depressionen kommen kann, welche final gar im Selbstmord enden können. Zwangserkrankte leben häufig in völliger Isolierung vom sozialen Umfeld und verwahrlosen im Extremfall.

Ursachen

Bei Zwangsstörungen konnten bis heute noch keine eindeutigen Ursachen festgelegt werden. Es besteht die Annahme, dass psychologische, biologische und äußere Faktoren bei der Entwicklung von Zwangsstörungen zusammenwirken. Beispielsweise gehen verhaltens- und lernpsychologische Erklärungsansätze davon aus, dass die Erkrankten in der Kindheit falsche Lernerfahrungen gemacht haben, die zu irrationalen inneren Überzeugungen geführt haben. Durch diese kann es zur Entstehung oder Aufrechterhaltung von Zwangsstörungen kommen. Laut anderen Theorien wird angenommen, dass häufig gesunde Menschen unter denselben aufdringlichen Gedanken leiden wie Zwangsneurotiker, sich aber nicht so stark davon bedroht fühlen und sich nicht dafür verantwortlich fühlen, die Bedrohung von sich oder anderen abzuwenden. Weiterhin gibt es einige Abänderungen des sogenannten psychodynamischen Modells, die darauf basieren, dass die Erkrankten mit den Zwangshandlungen vor allem ihre inneren Konflikte und Ängste ausgleichen.

Zu den größten Ängsten der Zwangsstörung zählt der Kontrollverlust. Vor diesem Hintergrund sind Stresssituationen oder das Gefühl eines Kontrollverlusts über einen Lebensbereich die Ursache für eine Zwangsstörung; beispielsweise der Verlust eines Angehörigen oder ein Arbeitswechsel. In vielen Fällen gehen die Zwangsgedanken und -handlungen aber ohne ersichtlichen, äußeren Auslöser einher. Unterschiedliche Forschungen weisen darauf hin, dass der Erbfaktor ein erheblicher Grund für Zwangsstörungen sein könnte. Bei Angehörigen von Erkrankten besteht ein deutlich höheres Risiko als bei der restlichen Bevölkerung. Außerdem wurde nachgewiesen, dass unter neurobiologischen Gesichtspunkten das Gehirn von Menschen mit Zwangsstörungen teilweise anders funktioniert als das von Gesunden; vor allem in den sogenannten Basalganglien. Es wurde zwar noch nicht detailliert erforscht, aber die Funktion der Botenstoffe Dopamin und Serotonin spielt im Gehirn der Zwangsneurotiker eine bedeutende Rolle.

Therapie

Bei der Behandlung von Zwangsstörungen muss individuell und nach Art und Schwere der Störung geschaut werden. Es wird unterschieden zwischen psychotherapeutischen (verhaltenstherapeutischen) Behandlungen und einer medikamentösen Therapie. Häufig werden diese beiden Formen miteinander kombiniert. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist es wirksam, die Familie stark in die Therapie mit einzubinden.

  • Kognitive Verhaltenstherapie: Die wirksamste Methode ist die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition. Wenn die Zwangshandlungen vordergründlich sind und nicht zur selben Zeit schwere depressive Symptome zu erkennen sind, ist diese Behandlungsform am wirksamsten. Bei dieser Methode wird der Erkrankte mit Unterstützung seines Therapeuten langsam genau den Reizen oder Situationen ausgesetzt, die normalerweise den Zwang auslösen. Ziel ist es, die beginnende Angst und Anspannung so lange auszuhalten, bis diese von alleine wieder abklingt. Hierzu ist eine hohe Motivation des Betroffenen notwendig, da er sich bewusst sein muss, dass im Rahmen der Therapie die Ängste erstmal deutlich stärker werden können. Der Erkrankte muss die Verhaltensweisen später in seinen Alltag einbauen und daher ist es nicht ratsam, wenn er nur seinem Therapeuten oder Bekannten zuliebe mit der Therapie beginnt. Eine direkte Therapeutenbegleitung ist oftmals schwierig. Es gibt eine internetbasierte Therapie, in welcher der Erkrankte über Video professionell unterstütz werden kann. Eine intensive Vorbereitung mit einer detaillierten Verhaltensanalyse ist die Grundvoraussetzung für eine kognitive Verhaltenstherapie. In Zusammenarbeit mit dem Therapeuten wird geschaut, in welchen Momenten die Zwänge auftreten und welche Gefühle und Gedanken damit verbunden sind. Von Bedeutung ist, dass der Patient die Funktion seiner Zwänge versteht. Wenn er sich diesen aussetzt, erlernt er, dass sich Anspannung und Ängste nach und nach verringern und sich nicht ins Unendliche steigern.
  • Medikamentöse Therapie: Die Wirkstoffe aus der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) verstärken die Wirkweise des Botenstoffs Serotonin und können so Zwänge lindern. Diese Gruppe wird bei Depressionen angeordnet, kommen aber auch in meist höherer Dosis bei Zwangsstörungen zum Einsatz. SSRI können bei nahezu der Hälfte der Erkrankten die Symptome deutlich senken. Bis es zum Wirkungseintritt kommt, können allerdings sechs bis acht Wochen vergehen. Für den Fall, dass die Medikamente eine positive Wirkung zeigen, werden sie normalerweise für ein bis zwei Jahre angesetzt. SSRI machen zwar nicht abhängig, es kann allerdings zu unterschiedlichen Nebenwirkungen kommen: Durchfall, Schlafstörungen, Übelkeit und Erbrechen, verminderte Libido, Erektions-und Ejakulationsstörungen, Appetitlosigkeit, innere Unruhe und Erregung. Hierüber sollten sich die Erkrankten genau von ihrem behandelnden Arzt aufklären und beraten lassen. Die Erfolge dieser Therapie sind unterschiedlich, da sich Zwangsstörungen häufig nicht gänzlich heilen lassen, sondern auf ein erträgliches Maß reduziert werden können. Selbsthilfegruppen bieten eine gute Möglichkeit zum Austausch mit Gleichgesinnten. Informationen und Adressen findet man beispielsweise bei der deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen e. V.
  • Die achtsamkeitsbasierte Therapie ist ein relativ neues Element in der Therapie von Zwangsstörungen. Erkrankte werden hierbei darin angelernt, dem Hier und Jetzt ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Achtsamkeitsprinzipien sorgen für den Aufbau einer nicht wertenden, akzeptierenden Haltung im Moment, der Selbstfürsorge und der Wertschätzung. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen wirken sich regelmäßige Achtsamkeitspraxen positiv aus auf eine verbesserte Aufmerksamkeits-und Emotionsregulation, eine ruhigere Haltung im alltäglichen Leben und dem gegenüber dem Zwang, die Stimmung und einem besseren Schlaf.

Pflegerische Maßnahmen bei Zwangsstörungen in der 24-Stunden-Pflege und Betreuung

Wenn es zum Einsatz von Pflegekräften aus Osteuropa kommt, kann die bspw. polnische Pflegekraft einen großen Teil dazu beitragen, dass die Erkrankung der pflegebedürftigen Person verbessert wird. Es gibt einige Maßnahmen, welche die 24h-Pflegekraft (alternativ auch eine stundenweise Seniorenbetreuung) selbst ergreifen kann. Lesen Sie hier nun einige Tipps und Maßnahmen, auf die bei Zwangsstörungen zu achten ist:

  • Das Verhalten des Betreuten wird unauffällig überwacht.
  • Die Seniorenbetreuung versucht zu erkennen, ob es wiederkehrende Ereignisse gibt, die ein zwanghaftes Verhalten fördern oder auslösen.
  • Die polnische Pflegekraft prüft, ob der Betreute seine Zwangshandlungen meist unbeobachtet durchführt, weil ihm sein Verhalten eventuell peinlich sein könnte. Es kann geschaut werden, wie er auf die Anwesenheit der Pflegekraft reagiert.
  • Es kann hilfreich sein, den Kontakt zu den Angehörigen zu suchen, da diese eventuell wissen, wie die Zwangshandlungen unterbrochen werden können.
  • Die 24h-Pflegekraft schaut, ob der Betreute seine zwanghaften Handlungen unterlässt, wenn sie ihn dazu auffordert. In Einzelfällen kann es hilfreich sein, einen für die Zwangshandlung auslösenden Gegenstand zu entfernen.
  • Zwangshandlungen, die dem Bewohner oder Dritten körperlichen oder materiellen Schaden zufügen, werden umgehend unterbunden.
  • Der Betreute kann durch andere Tätigkeiten wie zum Beispiel Musik hören, Spaziergänge oder Fernsehen schauen abgelenkt werden.
  • Es ist wichtig, dass soziale Kontakte gefördert werden.
  • Ein Lob ist von großer Bedeutung, wenn der Erkrankte es für einen gewissen Zeitraum schafft, seine Zwangshandlungen einzustellen.
  • Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt wird geprüft, ob sich die Störungen durch Antidepressiva lindern lassen, wie etwa durch Fluvoxamin oder Clomipramin. Unabhängig davon sollte der Bewohner eine Verhaltenstherapie bekommen.
  • Gegebenenfalls wird eng mit dem Psychotherapeuten zusammengearbeitet, der Betreute wird zu seinen Terminen begleitet.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit Zwangsstörungen? 

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